„Die Ukraine in Flammen“ notierte Isaak Babel in seinem Tagebuch aus dem russisch-polnischen Krieg. Wer die aktuellen Ereignisse in der Ukraine verstehen will, tut gut daran, Babel zu lesen. Er schildert die Verwüstungen der Ukraine kurz nach der Revolution, zeichnet aber auch ein heiteres Bild der multi-ethnischen Hafenstadt Odessa in seinen Texten.
Als sowjetischer Schriftsteller mit jüdischen Wurzeln in der Ukraine beschäftigte er sich mit Themen, die zur Zeit des Krieges gegen die Ukraine wieder besonders aktuell sind: das Zusammenleben verschiedener Ethnien, wie sich das Individuum gegenüber der staatlichen Gewalt behaupten kann und welche Rolle Sprache und Literatur für ein integres Leben spielen. 1940 wurde er zum Opfer des stalinistischen Terrors, als er in der Lubjanka erschossen wurde. Zu Recht gilt er als begnadeter Erzähler und ist jetzt auch als Dramatiker und Tagebuchschriftsteller zu entdecken.
Dr. Bettina Kaibach
ist Übersetzerin aus dem Russischen und Tschechischen. Neben Babel hat sie Jan Cep, Jiri Weil und zuletzt „Petrow hat Fieber“ (Suhrkamp 2022) von Alexei Salnikow ins Deutsche übertragen.
Sie lehrt Literatur am Slavischen Institut der Universität Heidelberg.
Isaak Babel (1894-1940)
wuchs in Odessa auf und arbeitete als Journalist in St. Petersburg, wo er von Maksim Gorkij entdeckt wurde. Seine „Reiterarmee“ (1926) über den russisch-polnischen Krieg machte ihn berühmt und ist heute wieder von bedrückender Aktualität.
Olaf Reitz
ist Schauspieler & Sprecher, konzipiert und produziert eigene Hörbücher, z.B.: über den Robin Hood des Wupperthals: Carl Biebighäuser, die Galgenlieder Morgensterns oder seine aktuelle Kompilation HUNGERKÜNSTLER.